Hochsensibilität & Hypervigilanz – supersensibel oder chronisch dysreguliert?

Bist du sehr empfindsam und leicht überreizt? Hast Du schonmal überlegt, dass Du vielleicht hochsensibel sein könntest? Oder bist Du vielleicht mehr als das – Ein grundsätzlich angespannter, ängstlicher Mensch, der überall Gefahren sieht? Dein Nervensystem ist somit dauerhaft übererregt und Du weißt nicht, warum? Dann könnte dieser Artikel hilfreich für Dich sein.

Hoch empfindsam oder daueralarmiert?

Laut Schätzungen gelten ca. 10-30% aller Menschen (eher mehr Frauen als Männer)* als hochsensibel, auch wenn dieser Begriff nach wie vor nicht trennscharf abgrenzbar ist und lediglich „ein Endpunkt/ Pol“ der Sensibilitätsskala darstellt. (So wie beide hier genannten Formen der Persönlichkeits-Ausprägung lediglich teils sich überschneidende Teile eines breiten Spektrums darstellen). Es gibt nach wie vor -nach meiner Information- für die Hochsensibilität keine klare Abgrenzung oder eindeutige Diagnostik.

Vielleicht hast Du jedoch die möglichen Kennzeichen der Hochsensibilität schonmal bei Dir oder Deinen Lieblingsmenschen entdeckt? Wie z.B.: Deine Sinne besonders geschärft, Du bist besonders empfindsam gegenüber äußeren Einflüssen? Deine Wahrnehmung scheint super intensiv? Du merkst, dass Du sehr sensibel bist und die Welt Dich da draußen manchmal mit ihren Reizen überfordert? Du meidest am liebsten große Menschenmassen oder Menschenansammlungen?

Aber besondere Empfindsamkeit, übermäßige Wachsamkeit und schnelle Überreizung und Überforderung im Alltag kann auch andere Ursachen haben: Hypervigilanz als Folge von traumatischen Erlebnissen, Stress oder Suchterkrankungen.

Hypervigilanz kann ein Leitsymptom in Folge einer möglichen PTBS sein. Sie kennzeichnet ein rezeptives System, das aus eigenem, gelerntem Schutzmechanismus heraus alle Reize stärker wahrnimmt, um sie als eventuelle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Das ganze System kann somit permanent übermäßig wachsam sein, da es gelernt hast, so aus sich heraus Sicherheit zu schaffen.

Abgrenzung: Hochsensibilität

Hochsensibilität bezeichnet eine wahrscheinlich angeborene Eigenschaft (auch hier gibt es keine 100%ige Einigkeit auf Seiten der Wissenschaft), der Funktionsweise des Nervensystems. Die Betroffenen haben zumeist bereits als Baby auf bestimmte Reize (Licht, Geräusche) oder eigene Empfindungen (Schmerz, Hunger) sensbler reagiert. Diese Menschen können somit bereits lebenslang eher empfänglich für jegliche äußere Sinneseindrücke sein und nehmen sie stärker als Andere wahr.

Dies kann für den Betroffenen in Situationen mit vielen Einflüssen anstrengend, beeinträchtigend oder einschränkend sein, birgt aber auch positive Eigenschaften, die mit der Hochsenibilität einher gehen können. So können Hochsensible tendenziell sehr empathisch, empfindsam, musisch veranlagt, feinfühlig und fürsorglich sein.

Abgrenzung: Hypervigilanz

Im Gegensatz zur Hochsensibilität, die als Reaktion auf äußere Reize funktioniert, beschreibt die Hypervigilanz eine chronische vegetative Übererregung des Nervensystems; also eine gefühlte ständige Alarmbereitschaft. Sie ist nicht lebenslang vorhanden sondern ist eine eher im Laufe des Lebens erworbene Fähigkeit als Schutz des eigenen Systems nach einer negativen Erfahrung oder gar Traumatisierung.

Bei Betroffenen der Hypervigilanz wird die eigene Wahrnehmung stark aufs Äußere konzentriert, um sich vor potenziellen negativen Einflüssen schützen zu können und für mögliche potenzielle neue Gefahren gewappnet zu sein.

Die ständige Alarmierung des Systems agiert somit als Schutzschild; das überaktive Nervensystem (ständige Übererregung) als Seismograph für mögliche Angriffe aus dem Außen. Das heißt, es wird quasi davon ausgegangen, dass im Außen ständig eine Gefahr lauert und die andauernde Wachsamkeit ein notwendiger Mechanismus ist, dieser bestmöglich begegnen zu können.  So wird evtl. die negative Erfahrung der Vergangenheit gedanklich als sich potenziell wiederholend in die Wirklichkeit der Zukunft projiziert.

Wie genau die Kette bei der Hypervigilanz funktioniert, seht ihr hier:

Somit erfüllt die Hypervigilanz eine wichtige (Schutz-)Funktion für den Betroffenen und ist somit für die Person eines sinnhafte Strategie. Gleichzeitig kann dies im täglichen Leben sehr anstrengend, einschränkend und nachteilig für die Person sein, da die Strategie eine bejahende, positive und entspannte Lebenshaltung verhindern oder ein Stück weit boykottieren kann.

Ursachen: Hypervigilanz

Wie bereits erwähnt, kann eine Ursache für das Auftreten der Hypervigilanz ein äußeres Ereignis in der Biografie sein, dass das System des Betroffenen in dem Moment überfordert hat. Das möglicherweise entstandene, unverarbeitetes Trauma wurde nicht verarbeitet; der Betroffene kann unter einer PTBS leiden und nutzt die Hypervigilanz als Strategie. Ursächliche Ereignisse für ein mögliches Trauma können vielfältig sein, wie z.B. ein Unfall, physische oder psychische Gewalt in der Biografie (Kindheit oder auch im Erwachsenenalter). Eine Ursache könnte auch emotionale Gewalt sein, schau gerne dazu nochmal in den Blogartikel dazu: https://jennifersieck.de/emotionale-gewalt-missbrauch/

Gemeinsamkeiten

Es gibt auch die Möglichkeit, dass beide Mechanismen/ Faktoren zusammenkommen. Das heißt, ein von sich aus (Hoch-)sensiblerer Mensch kann durch zusätzliche negative Erfahrungen Ausprägungen von Hypervigilanz zeigen.

Denn beide Eigenschaften haben eine gewisse Schnittmenge: Äußere Einflüsse und Reize werden sehr stark wahrgenommen und können schnell überfordernd wirken. Die Betroffenen fühlen sich ab einer geringen Menge an äußeren Reizen (Stimmen, laute Geräusche, Licht, Menschenmengen) unwohl und zeigen Stress-Symptome.

Umgang mit Hochsensibilität

Jedoch gibt es Unterschiede im Umgang: Hochsensible Menschen können sie nach einer stressigen Situation durch Momente der Entspannung und Ruhe eher wieder gänzlich auftanken. Wichtig hierbei ist, dass sie gut für sich sorgen, und lernen, auf sich und ihre Bedürfnisse besonders acht zu geben. Somit können sie sich auch wieder zurück mit sich und dem Körper verbinden, und in sich auftanken und aufladen.

Kennzeichen, wichtige Aspekte & Besonderheiten für Hochsensibilität habe ich hier zusammengefasst:

Umgang mit Hypervigilanz

Währenddessen können von Hypervigilanz betroffene Personen dauerhaft alarmiert sein, da es ein Mechanismus ist, der von innen nach außen funktioniert. D.h. selbst wenn scheinbar keine Überreizung im Außen ansteht, ist es wahrscheinlich, dass das Nervensystem trotzdem nicht zur Ruhe kommt.

Dies kann physische oder psychische Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Dauerhafte Schlafprobleme, Nervosität, Angst oder innere Unruhe können Folge dessen sein. Die Betroffenen können grundsätzlich eher schreckhaft, misstrauisch und ängstlich reagieren, unabhängig vom äußeren Reiz-Umfeld.

Durch die ständige Gedankenspirale und überstarke Achtsamkeit kann es Betroffenen auch schwerer fallen, loszulassen und sich wieder mit dem eigenen Körper verbunden zu fühlen. Sie neigen zur Dissoziation.

Es kann für sie besonders wichtig oder hilfreich sein, wieder zu lernen, ein gutes Körperempfinden und Körpergefühl zu entwickeln – Wieder zurück zu finden zur Intuition, dem Vertrauen und Bauchgefühl und eigenen Empfinden aus sich heraus. Den eigenen Empfindungen zu vertrauen, eigene Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen erkennen und durchsetzen zu können. Dieser Prozess kann je nach individueller Erfahrung des Betroffenen sehr komplex sein. Es kann sehr hilfreich sein, sich hier professionelle Unterstützung an die Seite zu holen – von einem Coach oder Therapeuten, je nach Ausprägung der Betroffenheit.

Das grundsätzliche Misstrauen in die Umwelt, sich selbst und die Anderen, die mit Hypervigilanz verbunden sein können, kann auch im Glaubenssystem (Unterbewusstsein, Glaubenssätze (siehe auch Artikel: https://jennifersieck.de/jennifersieck-de-glaubenssaetze/  ) verankert sein. Hier kann es lohnenswert sein, einmal die inneren Überzeugungen zu beleuchten. Im Coaching lassen sich diese inneren Überzeugungen und Blockaden, die mit ursächlich für die Hypervigilanz sein können, beleuchten und bearbeiten, schau mal in diesen Artikel über Schattenarbeit/ Integration von Anteilen: https://jennifersieck.de/schattenanteile/

Wenn Du weitere Symptome zeigst, vielleicht unter Ängsten leidest, Panikattacken oder andere Beeinträchtigungen hast, die Deine Lebensqualität mindern, lohnt es sich in jedem Fall, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen von einem Arzt/ oder Therapeuten oder die Themen auch mit einem Coach aufzuarbeiten.

Risiken

Um sich diesen unangenehmen Gefühlen nicht stellen zu müssen, kann es auch eine hilfreiche Strategie für von Hypervigilanz Betroffenen sein, sich dem zu entziehen, indem sie sich betäuben  (Suchtmittel) oder versuchen, abstumpfen  (Gefühllosigkeit).

Unterstützung

Wenn Du hier tiefer gehen möchtest oder Unterstützung benötigst, schreibe mir gerne für ein Kennenlerngespräch über den Button. Im Coaching können wir dann Deine Themen tiefgehender beleuchten und mit ihnen arbeiten. Melde Dich gerne über www.calendly.com/jennifersieck

Sollte ein Thema Dich sehr stark belasten, einschränken oder ein tieferliegendes Trauma dahinterliegen, kann die Vorstellung bei einem Arzt, Trauma-Therapeuten oder Psychotherapeuten nötig sein.

*Quelle: Studie, Psychologie Heute

Mehr Ressourcen für Dich

Wenn Du weiter mit mir reisen möchtest, aber erstmal selbst in Themen reinschnuppern möchtest, schau Dich gerne auf dem Blog um:

Blogartikel „Heile Dein inneres Kind“ Heile Dein inneres Kind: Re-Mothering/ Re-Parenting

Blogartikel „Emotionaler Mißbrauch in der Kindheit“ Emotionale Gewalt an Kindern – Der unsichtbare Missbrauch in der Kindheit

Tiefergehende Workshops u.a. zum Thema Meditation, Hypnose, innere Arbeit & Emotionsmanagement findest du hier: Jennifersieck.de/shop

wie z.B: Dein Selbstfürsorge Booklet mit wertvollem Coaching-Input & Übungen https://www.copecart.com/products/40bdfde6/checkout

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Ich begleite Dich als systemischer Paar-& Familiencoach & angehende HP für Psychotherapie auf dem Weg zurück zu Dir.

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